Ein Ort namens Spargel auf einer Insel namens Salz? „Jetzt ist er völlig übergeschnappt“ werden Sie sich jetzt denken. Aber nix da – ich mache keinen Quatsch. Wir sind auf der Ilha do Sal, der „Insel des Salzes“, eine von 15 Inseln der Kapverden. Die Insel des Salzes ist ungefähr 50 Millionen Jahre alt, ungefähr so alt, wie ich mich fühle, wenn ich morgens aus dem Bett steige, aber das nur am Rande. Sie heißt „Insel des Salzes“ weil sich auf ihr früher zahlreiche Salinen befanden. Und außer Salzgewinnung war bis vor ein paar Jahrzehnten hier auch nicht viel los. Dann kam irgendein schlauer Kopf auf die Idee: „Mensch, 350 Tage Sonne im Jahr, lass uns doch ein Hotel für die latent depressiven Europäer bauen, denen im Winter die Decke auf den Kopf fällt“. Aus einem Hotel wurden heute mehrere Dutzend und die Touristen kommen in größeren Mengen. Wohin Touristen sich allerdings nur selten verirren ist der Hauptort der Insel. Spargel. Espargos auf portugiesisch. Der Name kommt vom wild wachsenden Spargel, der rings um die Stadt wächst. Aber nur dann, wenn es regnet. Was sehr selten vorkommt. Und dann ist das Zeug auch noch ungenießbar. Also für mich insgesamt eine etwas schwache Motivation, einen Ort danach zu benennen. Aber was will man machen, man möchte ja auch vielleicht nicht das dreiundzwanzigtausendste Sao Pedro oder Santa Maria sein, das es irgendwo auf der Welt gibt. Insgesamt ist der Name „Spargel“ wahrscheinlich die größte Attraktion des Ortes. Ach ja, kühles Bier gab es auch. Und einen knallroten Briefkasten vor dem weiß getünchten Postamt, der sich etwas verschämt hinter einem Busch versteckt. In Spargel. Auf Salz.