Mit der guten Frau Heinen, einer langjährigen Leserin dieser Seite, ist es so eine Sache. Diese Geschichte, die sich vor kurzem ereignete, lässt mich etwas beunruhigt sein angesichts dessen, was wir mit ihr noch so erwarten können. Zeit ihres Lebens war sie ein großer Richard Gere-Fan. Das hat sich jetzt, wo sie selber langsam in sein Alter kommt, nicht geändert. Und so wurde sie doch ziemlich unruhig, als sie erfuhr, dass eben dieser Richard Gere nach Hamburg kommen sollte, wo sie wohnt. Ihre Recherchen in VIP-Expertenkreisen ergaben, dass er im Hotel Vier Jahreszeiten residieren würde. Und so stand sie am vermuteten Ankunftstag schon frühmorgens, der erste Hahn hatte noch nicht einmal sein erstes Kikeriki gekräht, in der pompösen Hotelhalle und bemühte sich nach Kräften, sich möglichst unauffällig unter die anderen möglichst unauffälligen Richard Gere-Fans zu mischen, die sich bereits eingefunden hatten. Die Zeit verging. Die Rolling Stones checkten ein. Der Dalai Lama kam an. Wladimir Putin betrat das Hotel. Sascha Hehn beschwerte sich über eine zu hohe Minibarrechnung. Und Frau Heinen saß unauffällig in der Hotellobby auf einem der hinteren Sessel, gab sich unauffällig nicht zu erkennnen und las zum mehrfachen Mal im zur Ablenkung mitgebrachten Magazin. Es wurde später Nachmittag. Sie zuckte zusammen, als ihr Handy klingelte und eine Freundin ihr begeistert berichtete, dass sie gerade Richard Gere vor dem Hotel Atlantic gesehen habe, als er gerade dort eincheckte. Frau Heinen entglitten ihre Gesichtszüge. Nach mehreren Minuten äußerlichen Zusammenreißens und innerlicher Vulkanausbrüche sprang sie auf, halb grunzend, halb vor Wut aus den Ohren pfeifend, stapfte wutentbrannt durch die Hotelhalle und stopfte ihre, was sie im Nachhinein selber etwas peinlich und pubertär fand, mitgebrachten zwei Spitzen-BHs in genau diesen Briefkasten, der in der Hotellobby hängt.