Transnistrien ist ein Land, das es gar nicht gibt. Zumindest behaupten das die anderen. Die Republik Moldau (oder Moldawien) ist schon eins der kleinsten Länder Europas, eingepfercht zwischen Rumänien und der Ukraine. Und als ob das nicht klein genug wäre, haben die russischsprachigen Bewohner des Landes im Kuddelmuddel der sich auflösenden Sowjetunion für sich entschieden, nicht zu Moldawien gehören zu wollen, wo die russische Sprache als Amtssprache und alles, was an die Sowjetunion erinnerte, von jetzt auf gleich abgeschafft werden sollte. Der Teil auf der östlichen Seite des Dnister-Flusses (Transnistrien), kaum größer als mein Wohnzimmer, rief die Unabhängigkeit von der gerade erst unabhängig gewordenen Republik Moldau aus. Dieser Konflkt ist bis heute nicht gelöst, Transnistrien ist von niemandem anerkannt, auch wenn Russland diese kleine Mini-Sowjetunion wirtschaftlich am Leben erhält. Die größte Firma Transnistriens ist übrigens der Sheriff-Konzern, gegründet von zwei ehemaligen Polizisten, deswegen der Name. Es gibt Sheriff-Tankstellen, Sheriff-Supermärkte, die Firma besitzt den einzigen Mobilfunkanbieter und den Fußballverein FC Sheriff Tiraspol, der es sogar schonmal in die Champions League geschafft hat. Die Briefkästen in Transnistrien sind die guten, alten Modelle aus der Sowjetzeit, dunkelblau und ohne nennenswerte Aufschriften außer dem kyrillischen „Почта“, also „Post“ und der jeweiligen Postleitzahl. Obwohl Transnistrien nicht anerkannt ist, bringt es eigene Briefmarken heraus. Dieser Briefkasten hing in einer schattigen Straße in der Hauptstadt Tiraspol, es war ein sehr warmer Sommertag und bald, nachdem ich das Foto aufgenommen hatte, musste ich mich gemeinsam mit einer großen Flasche Bier unter einen „Tuborg“-Sonnenschirm setzen und mich erholen.